Fotopraxis

Fotografieren im Wald

Wald-Stilleben, Nikon D750, Nikkor 50 mm f/1.8 G, 1/40s, f/1.8, ISO 100, Stativ, Crossentwicklung 2 in Lightroom

Wald Stilleben mit vermoosten Wurzeln

Fotografieren im Wald ist eine tolle Sache. Waren Sie noch nie im Wald, um zu fotografieren? Oder schon lange nicht mehr? Dann empfehle ich Ihnen nächstens einen Ausflug in den Wald. Wenn Sie wetterfest sind, können Sie das bei fast jedem Wetter ausprobieren.

Der Wald bietet unzählige, tolle Fotomotive, auch wenn Sie auf den ersten Blick den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen können. Besonders im Herbst zeigt der Wald sich in den schönsten Farben: » Fotografieren im Herbst

Bei schlechtem Wetter profitieren Sie von satten Farben und gleichmässiger Ausleuchtung, an heissen Tagen von der natürlichen Klimaanlage. Sie können fast bei jedem Wetter in den Wald, um zu fotografieren. Es gibt nur eine Ausnahme: Bei Gewittern oder Sturm lassen Sie es besser bleiben.

Wenn die Sonne scheint, erhalten Sie tolle Schatten- und Lichtspiele sowie schöne Bokeh-Effekte bei Gegenlichtaufnahmen. Bei hohem Sonnenstand um die Mittagszeit lohnt sich das Fotografieren im Wald. So können Sie das Blätterdach im Sonnenlicht glänzen lassen oder einzeln beleuchtete Details des Waldbodens fotografieren.

Fotografieren im Wald

Ich zeige Ihnen in diesem Artikel, was Sie für den Fotorundgang im Wald alles benötigen und welche Kameraeinstellungen passend sind. Mit Beispielfotos gebe ich Ihnen Ideen, damit Sie beim ersten Mal nicht ohne Bilder aus dem Wald wieder auftauchen…

Wenn es regnet oder vor kurzer Zeit geregnet hat, finden Sie satte Farben im Wald vor. Viele Fotografen gehen bei diesem Wetter nicht in den Wald. Ihre Bilder werden deshalb auch gegen eine kleinere Konkurrenz ankämpfen müssen.

In den Herbst- und Wintermonaten bringt die tiefer stehende Sonne die immergrünen Pflanzen oder die Herbstblätter perfekt zum Leuchten. Wenn Sie sich im Bereich der Nebelgrenze befinden, können urplötzlich tolle Lichtstimmungen entstehen. Sie müssen dann nur genügend schnell sein! Seien Sie zu Beginn des Herbstes startklar: Die farbenfrohe Herbstblätterpracht dauert nur kurze Zeit.

Herbstblätter im Gegenlicht
Herbstblätter im Gegenlicht, Nikon D5300, Sigma f/2.8 70-200 mm, 260 mm KB, 1/350s, f/4, ISO 125

Herausforderung Lichtverhältnisse

Der Unterschied zwischen der hellsten und dunkelsten Stelle Ihres Motivs wird als Dynamikumfang bezeichnet. Im Wald herrschen – ausser bei bedecktem Himmel – sehr grosse Unterschiede. Während unsere Augen mit dem Dynamikumfang gut klarkommen, schaffen die digitalen Bildsensoren etwa acht bis zehn Belichtungsstufen. Das kann zur Folge haben, dass Sie bei Sonnenschein entweder völlig überbelichtete (man bezeichnet dies auch als ausgefressene) Stellen, völlig schwarze Flächen (abgesoffene Schatten, die keine Zeichnung mehr aufweisen) – oder gleich beide Varianten im Digitalbild vorfinden. » Clipping

Links: So sieht es der Bildsensor. Rechts: So nehmen wir das Bild etwa wahr.
Links: So sieht es der Bildsensor. Rechts: So nehmen wir das Bild etwa wahr.

In diesem Fall müssen Sie sich entscheiden, welche Bildteile noch Zeichnung aufweisen sollen und welche nicht. Bäume als Silhouetten vor einer untergehenden Sonne können problemlos schwarz sein, aber die Sonne und der Himmel ohne Zeichnung könnte Ihr Bild unbrauchbar machen.

Wenn Sie mit dem RAW-Format fotografieren, können Sie zuhause am Computer den Dynamikumfang Ihres Motivs vergrössern. Im RAW-Konverter ist es möglich, die hellen Stellen etwas abzudunkeln und die dunklen aufzuhellen. Mit einer Belichtungsreihe (+2.0, 0.0, -2.0) können Sie ein HDR-Bild entwickeln, bei welchem der Dynamikumfang deutlich erweitert werden kann. » HDR-Bilder erstellen

Wilder Baumwuchs im Stadtwald - Fotografieren im Wald
Wilder Baumwuchs im Stadtwald, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 15 mm KB, 1/8s, f/8, ISO 100, HDR-Bild Lightroom

Fotografieren im Wald: Spärliches Licht

Während Sie sich tagsüber im Freien keine Gedanken über die Verschlusszeit machen müssen, kann das spärliche Licht beim Fotografieren im Wald schnell zu verwackelten und damit unscharfen Bildern führen. Für dieses Problem gibt es unterschiedliche Lösungsansätze: Empfindlichkeit des Sensors oder ISO-Wert erhöhen

  • Sie stellen den ISO-Wert Ihrer Kamera höher. So können Sie auch im Wald noch scharfe Bilder aus der Hand fotografieren.
  • Vorteil: Sie sind mobiler als mit einem Stativ und können verwacklungsfreie Bilder schiessen.
  • Nachteil: Je nach Grösse und Qualität des Sensor fängt das Bild an zu rauschen und die Schärfe, der Kontrast und die Farbbrillanz nehmen ab.
Wald im Hudelmoos in Unschärfe
Wald im Gegenlicht, Nikon D750, Tamron f/1.8 35 mm, 1/125s, f/1.8, ISO 400

Mit einem Stativ arbeiten

  • Sie lassen die ISO-Einstellung auf einem tiefen Wert (100/200) und montieren Ihre Kamera auf ein Stativ.
  • Vorteil: Der tiefe ISO-Wert führt zur besten Bildqualität. Sie können – wenn nötig – mit kleinen Blendenöffnungen arbeiten und erhalten so eine grosse Schärfentiefe. Mit dem Stativ können Sie den Schärfepunkt und den Bildausschnitt genauer bestimmen.
  • Nachteil: Ein stabiles Stativ ist relativ schwer und Sie sind weniger mobil. Sie benötigen mehr Zeit zum Einrichten und Abbauen.
Fotografieren im Wald
Wurzeln: Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 15 mm KB, 1/20s, f/8, ISO 100

Mit lichtstarken Objektiven arbeiten

Bei schwachen Lichtverhältnissen können Sie mit lichtstarken Objektiven arbeiten. Diese haben eine grosse Anfangsblendenöffnung von zum Beispiel f/1.4 oder f/1.8 bei 50 mm Brennweite und ermöglichen so Aufnahmen aus der Hand, wenn ein Kit-Zoom mit f/3.5 (braucht viermal so viel Licht) an die Grenzen kommt.

  • Vorteil: Ohne starke Erhöhung der ISO-Einstellung können Sie noch aus der Hand fotografieren.
  • Nachteil: Lichtstarke Objektive sind in der Regel gross, schwer und teuer. Bei Offenblende ist das Scharfstellen wegen der geringen Schärfentiefe eine Herausforderung.
Fotografieren im Wald - mit Festbrennweite
Waldmotiv, Nikon D5300, Nikkor f/1.8 35 mm, 52 mm KB, 1/80s, f/1.8, ISO 100

Objektive oder Kamera mit Bildstabilisator verwenden

Wenn Sie ein Objektiv kaufen und Sie müssen sich zwischen einem guten mit und einem guten ohne Bildstabilisator entscheiden, würde ich das erstere nehmen. So haben Sie immer eine stille Reserve und können mit zwei bis vier Belichtungsstufen weniger (vier- bis sechszehnmal weniger Licht) noch fotografieren.

» Schwarzweiss fotografieren

Im Wald fotografieren – Bildgestaltungtipps

Stimmung im Wald mit Bokeh-Effekt - Nikon D750
Stimmung im Wald mit Bokeh-Effekt, Nikon D750, Nikkor f/1.8 50 mm, 1/40s, f/1.8, ISO 100, Stativ, Spiegelvorauslösung

Gute Bilder zu machen, ist nicht ganz einfach. Es braucht das Bewusstsein dafür, warum ein Motiv auf die Betrachter ansprechend wirkt – oder eben nicht. Dieses umfangreiche Thema können Sie unter Grundlagen zu Bildgestaltung Schritt für Schritt durcharbeiten. Es lohnt sich!

  • Sind Sie endlich einmal in einem Wald, kann es gut sein, dass Sie vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Sie finden so viele Motive auf engem Raum, dass es eine Herausforderung ist, sich auf ein Detail oder ein Element zu beschränken. Unsere Augen, bzw. unser Gehirn blenden unwichtige Bildteile automatisch aus. Das Digitalbild zeigt aber genau das, was Sie ausgewählt haben. Nichts mehr und nichts weniger.
  • Lassen Sie sich für Motivauswahl und die Bildgestaltung genügend Zeit. Bleiben Sie stehen und scannen Sie die Umgebung nach lohnenden Motiven ab. Gehen Sie in die Knie, richten Sie den Blick gegen das Blätterdach. Ich habe schon oft erst nach langem Beobachten etwas Lohnendes entdeckt. Dafür hat das Motiv dann aber gepasst!
  • Gehen Sie nahe an ein Motiv heran und arbeiten Sie mit geringer Schärfentiefe. So isolieren Sie Wichtiges von Unwichtigem.
  • Probieren Sie extreme Perspektiven aus: Fotografieren aus Bodennähe.
Tannzapfen auf dem Waldboden - fotografieren im Wald
Tannzapfen im Wald, Nikon D5300, Nikkor f/1.8 35 mm, 1/90s, f/1.8, ISO 100

» Frühlingsfotos Motivideen

Fotografieren im Wald – perfekte Schwarz-Weiss-Motive

Die vielen ähnlichen Grün- und Brauntöne eines Waldes können spannend, aber auch ganz langweilig sein. Wenn Sie sich auf Schwarz-Weiss beschränken, rücken die Farben in den Hintergrund, die Strukturen, Kontraste und Details werden beim Fotografieren im Wald wichtiger.

Detailliert gehe ich im Schwarzweiss fotografieren auf diese Besonderheiten ein. Wenn Sie Schwarz-Weiss fotografieren wollen, empfehle ich Ihnen, im RAW-Format zu arbeiten und den Fotoapparat (Bei Nikon: AufnahmemenüPicture Control konfigurierenMonochrom, bei anderen Kameras sicher ähnlich) auf Monochrom einzustellen. Das Originalbildformat liegt im RAW-Format farbig vor, auf Ihrem Kameradisplay können Sie so die Schwarz-Weiss-Wirkung gleich begutachten und allenfalls mit einem anderen Ausschnitt, näherem Herangehen, kleinerer Schärfentiefe optimieren.

Zuhause am Computer haben Sie mit der RAW-Datei die Möglichkeit, die verschiedenen Farbwerte zu verändern und damit das Schwarz-Weiss-Bild nach Ihren Wünschen aufzuarbeiten. In der analogen Fotografie hat man solche Effekte mit diversen Farbfiltern erreicht.

Lichtstimmung im Frühlingswald - Im Wald fotografieren
Lichtspiel, Nikon D750, Tamron SP 15-30 mm f/2.8, 15 mm, 1/5s, f/16, ISO 100, Stativ, HDR-Bearbeitung in Lightroom

Ausrüstung für den Fotografen oder die Fotografin

Wenn Sie in den Wald gehen und die befestigten Wege verlassen möchten, empfehle ich Ihnen gutes Schuhwerk (wasserdichte- oder wasserabweisende Trekking- oder Wanderschuhe mit gutem Profil und rutschfester Sohle) und lange Wander- oder Trekkinghosen. Bei nassem Waldboden sind wasserdichte Überhosen sehr praktisch. Tragen Sie lange Socken und ziehen Sie diese über die Hosenbeine. So verhindern Sie, dass Zecken unter die Hose krabbeln und dass stachelige Pflanzen Ihre Haut verletzen könnten. Alternativ zur Regenhose können Sie auch einen Plastiksack mitnehmen, auf den Sie sitzen oder knien können. So wird das Fotografieren im Wald zu einem tollen Erlebnis.

  • Wasserdichte Regenjacke, Regenhut mit Krempe
  • Wasserdichte Trekking- oder Wanderschuhe mit rutschfestem Profil
  • Kamera / Ausrüstung gegen Feuchtigkeit geschützt – Fototaschen oder Rucksäcke gibt es mit integriertem Regenschutz
  • Plastiksack zum Knien auf nassem Untergrund
  • Mückenspray

Kamera-Ausrüstung für die Waldfotografie

Sie können mit dem Smartphone oder einer Kompaktkamera im Wald fotografieren. Mit einer Spiegelreflex- oder Systemkamera haben Sie aber viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten: kleine Schärfentiefe, Verwischeffekt bei fliessendem Wasser, lange Belichtungszeiten usw.

Je nachdem, für welche Motive Sie sich entscheiden, benötigen Sie nur einen Teil der Empfehlungen für die Ausrüstung. Wenn Sie alles mitnehmen, schleppen Sie viel – sind dafür für alle überraschenden Motivideen gewappnet.

Weitwinkelobjektiv Tamron 15 bis 30 mm
Weitwinkelobjektiv, Nikon D750, Tamron f/2.8 15-30 mm, 15 mm KB, 0.4s, f/13, ISO 100, Stativ

Manchmal ist es aber auch gut, sich nur auf wenig zu beschränken und mit dem zu arbeiten, was Sie dabeihaben. Ich finde, das gibt jeweils bei mir eine „Fokussierung“ auf ein bestimmtes Objektiv – und damit auf den entsprechenden Bildwinkel.

Ich ergänze die Ausrüstungsgegenstände mit möglichen Motivbereichen.

Herbstblatt im Gegenlicht
Herbstblatt im Gegenlicht, Nikon D7000, Nikkor Micro f/3.5 85 mm, 127 mm KB, 1/250s, f/8, ISO 400

» Online Fotokurs – kompakt und schnell fotografieren lernen

Kameraeinstellungen Waldfotografie

Minipilze im Wald ganz gross - Waldfotografie
Mini-Pilze ganz gross, Nikon D5300, Nikkor Micro f/3.5 85 mm, 127 mm KB, 1/8s, f/3.8, ISO 400, Stativ
Waldfotografie - Blattdach
Waldfotografie – Blätterdach, Nikon D5300, Nikkor f/4.5-5.6 55-300 mm, 170 mm KB, 1/180s, f/8, ISO 400

Motivideen für Waldfotografie

  • Blätter im Gegenlicht
  • Wurzelstöcke
  • alte und junge Bäume » Bäume fotografieren
  • Waldtiere in den frühen Morgen- und Abendstunden
  • Junges und altes Holz
  • Spinnennetze
  • Kleine Pflanzen, Pilze
  • Leichter Wind verwischt Blätter an einem Baum, der stabile Stamm wirkt scharf
  • Kameraschwenk nach oben
  • fliegende Herbstblätter
  • Froschperspektive, stürzende Linien (Baumstämme)
  • Holzstrukturen
  • Details am Waldboden
  • Bäche, die über vermooste Steine fliessen
Waldfotografie - Froschperspektive
Waldfotografie – Froschperspektive, Nikon D5300, Tokina f/2.8 11-16 mm, 16 mm KB, 1/180s, f/6.7, ISO 100, SilverEfex Pro

Dieser Artikel ist Teil des über 600 Seiten starken Digitipps eBook.
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Digitipps eBook Artikel 2

» Fotografieren im Frühling

» Durchlichtaufnahmen von Blättern

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