Fotopraxis

Abstrakte Fotografie

abstrakte Fotografie Handlauf, Nikon D750, Tamron f/2.8 24-70 mm, 30 mm KB, 1/15s, f/5.6, ISO 100

abstrakte Fotomotive Handlauf

Mit meiner analogen Konica FC-1 beschรคftigte ich mich oft mit minimalistischen Bildausschnitten und abstrakter Fotografie. Immer wieder fasziniert mich die Einfachheit dieser Motive. Abstrakte Fotografie erfordert den Blick fรผr das Besondere, eine Auseinandersetzung mit knappen Bildausschnitten und speziellen Perspektiven. Nicht der Gegenstand ist wichtig, sondern dessen Strukturen, Farben, Linien und Formen. Abstrakte Fotografie gibt dem Betrachter ein Rรคtsel auf. Sie entscheiden, wie viel Sie vom Motiv preisgeben mรถchten und demnach wie wenig reicht, um nach einem kurzen Moment Ihr Motiv zu erkennen. Die Betrachter versuchen, das Motiv einordnen zu kรถnnen und verweilen folglich lรคnger auf Ihrem Bild. Ein spezielles Motivgebiet sind abstrakte Architekturfotos. Diese kรถnnen Sie bei jedem Wetter und zu jeder Tageszeit umsetzen.

„Es kommt nicht darauf an, welches Motiv man fotografiert, sondern wie man dieses Motiv sieht“. (Zitat aus Minimalistische Fotografie : Kunst und Praxis, Denis Dubesset)

Abstrakte Fotografie

Damit Sie sich voll auf die Motive konzentrieren kรถnnen, ist es wichtig, dass Sie die Kameratechnik beherrschen. So kennen Sie den Einfluss der Blende, der Brennweite, der Verschlusszeit auf das Bildmotiv abschรคtzen. Mit einer Kamera-App, zum Beispiel der „Kultcamera„, benรถtigen Sie das Technik-Wissen nicht und konzentrieren sich auf das Motiv.

Mit dieser Motivgruppe kรถnnen Sie den Bildaufbau, den Umgang mit der Brennweite und dem Bildausschnitt trainieren. Sehr lohnend ist das Thema „Licht und Schatten“ in Bezug auf Abstraktion. Zum Beispiel zu der Tageszeit, in der das Licht ungeeignet fรผr Landschaftsfotos ist: Am Mittag, wenn die Sonne hoch steht. Die starken Schlagschatten eigenen sich sehr gut fรผr abstrakte Motive.

Kameraausrรผstung fรผr abstrakte Fotografie

  • Abstrakte Fotomotive kรถnnen Sie prinzipiell mit jeder Kamera sammeln.
  • Entweder, Sie gehen sehr nahe an das Motiv heran, oder Sie verwenden lรคngere Brennweiten.
  • Wegen der geringeren Verzerrung eignen sich Brennweiten ab 35 mm an aufwรคrts. Ideal sind Brennweiten, bzw. Objektive im Bereich von 50 bis 200 mm.
  • Makroobjektive eignen sich besonders gut. Sie weisen eine lichtstarke Festbrennweite auf und ermรถglichen Ihnen, ganz nah ans Motiv heranzugehen. So kรถnnen Sie ein kleines Motiv ganz gross herausbringen.
  • Festbrennweiten haben den Vorteil, dass sie den fotografischen Blick schulen. Sie mรผssen sich bewegen, um den Bildausschnitt zu verรคndern. Ich empfehle Ihnen an einer Halbformatkamera eine 50-mm-Festbrennweite. Dank des Crop-Faktors wird diese zu einer 75 mm-Linse. Perfekt fรผr die Jagd nach abstrakten Motiven. Solche 50-mm-Linsen sind in guter Qualitรคt fรผr diverse Kameramarken zu haben – und sehr leicht.
  • Um spezielle Perspektiven aufnehmen zu kรถnnen, ist ein schwenkbares Display รคusserst praktisch. Das erspart Ihnen Verrenkungen.
  • Am Anfang wรผrde ich auf ein Stativ verzichten. So sind Sie sehr flexibel. Wenn Sie schon geรผbter sind, hilft ein Stativ, den Bildausschnitt sehr exakt zu bestimmen.
Gewรถlbedecke - Weiss in Weiss
Gewรถlbedecke, Sony DSC RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 43 mm KB, 1/50s, f/2.8, ISO 160

Kameraeinstellungen fรผr abstrakte Fotomotive

  • Fรผr beste Bildqualitรคt wรคhlen Sie die hรถchste Auflรถsung des Sensors und als Speicherformat JPG Fine โ€“ oder noch besser das RAW-Format.
  • Stellen Sie den ISO-Wert auf einen mรถglichst kleinen Wert wie 100 oder 200. In diesen Bereichen ist die Bildqualitรคt am besten und die Farben folglich am besten.
  • Ich fotografiere am liebsten mit der Zeitautomatik A/Av und Blendenvorwahl. Die Blende wรคhle ich je nach Motiv: grosse Blendenรถffnung, um mit einer geringen Schรคrfentiefe zu gestalten, jedoch kleine Blende (f/8, f/11…), um einen grossen Schรคrfetiefenbereich zu erhalten.
  • Wenn Sie mit der Schรคrfe und Unschรคrfe gestalten wollen, stellen Sie den Autofokus ab und fokussieren manuell. Abstrakte Fotografie ganz einfach.
Abstrakte Fotomotive - Mauer am roten Platz in St Gallen
Abstrakte Fotomotive – Mauer am roten Platz in St Gallen, Nikon D750, Tamron f/1.8 35 mm, 1/250s, f/5.6, ISO 100

Linien und Formen entdecken – abstrakte Fotografie

  • Um abstrakte Fotomotive zu finden, mรผssen Sie nach Formen, Farben, Linien und Strukturen Ausschau halten. Am besten geht das am Anfang in einem Industriegebiet. Grundsรคtzlich finden Sie aber รผberall abstrakte Motive: Im Botanischen Garten, in der Stadt, auf Baustellen usw.
  • Schliessen Sie ein Auge. Damit verringern Sie das Dreidimensionale auf 2D.
  • Bleiben Sie an einem Ort stehen und mustern Sie die nahe Umgebung. Wo finden Sie Linien, Strukturen oder Formen wie Kreise oder Dreiecke?
  • Hohe Kontraste durch starke Schatten kรถnnen ein Motiv rรคtselhaft erscheinen lassen.
  • Achten Sie auf dominierende Linien im Bild – so genannte Bildachsen. Diese verbinden in der Regel zwei gegenรผberliegende Bildseiten.
  • Nehmen Sie eine Format-Rahmen-Karte mit und suchen Sie sich kleine Ausschnitte, in denen Linien oder Formen gut zur Geltung kommen.
  • Nehmen Sie von einem gefundenen Motiv unterschiedliche Bildausschnitte auf. Gehen Sie etwas nรคher, etwas weiter weg. Drehen Sie die Kamera etwas. Gewinnt Ihr abstraktes Motiv dadurch?
  • Ihr Bildausschnitt ist dann gut, wenn Sie nichts mehr weglassen kรถnnen. Zu viele Details verwirren den Blick. Linien fรผhren das Auge.
  • Es braucht etwas Geduld und รœbung, um abstrakte Fotomotive oder Bildausschnitts zu erkennen. Je mehr Sie danach suchen, desto mehr werde Sie finden. Wetten?
abstrakte Fotomotive - Linien - Dachreeling an Auto
abstrakte Fotomotive – Linien, Nikon D5300, Sigma f/2.8 70-200 mm, 300 mm KB, 1/500s, f/4, ISO 200

ยป Nahaufnahmen

Bildgestaltung abstrakte Fotomotive

  • Abstrakte Fotografie – Ihr Ziel muss sein, den Ausschnitt so zu begrenzen, dass nicht mehr auf den ersten Blick erkennbar ist, um welches Motiv es sich handelt. Es soll aber auch nicht so abstrakt sein, dass der Betrachter keinen Anhaltspunkt mehr finden kann.
  • Je nรคher Sie an Ihr Motiv herangehen, desto mehr kรถnnen Sie die Grรถssenverhรคltnisse verschleiern. Das gegenstรคndliche Motiv โ€“ zum Beispiel ein Stuhl – verschwindet und wird auf seine Farben, Formen und Strukturen reduziert. Der Betrachter versucht herauszufinden, welcher Gegenstand abgebildet sein kรถnnte โ€“ und ist dann fasziniert, diesen in einem anderen Kontext gesehen zu haben.
  • Das Spiel mit Formen, Strukturen, Muster, Linien und Farben kann beginnen. Materialstrukturen, abblรคtternde Farben werden erst aus der Nรคhe sichtbar. Eine Blรผte aus einer besonderen Perspektive fotografiert – von unten nach oben โ€“ รผberrascht den Betrachter, weil diese Sichtweise unรผblich ist.
  • Falls Sie die Drittelregel und den goldenen Schnitt noch nicht kennen, machen Sie sich damit vertraut. Es geht nicht darum, dass Sie Ihre Bildkomposition nur danach richten, sondern dass Sie ein Gefรผhl fรผr die Bildaufteilung und den nรถtigen Leerraum – auch als negativer Raum bezeichnet – bekommen.
  • Drehen Sie ein Bild auf den Kopf oder kippen Sie es um 90 Grad. Das kann ein noch gut erkennbares Motiv bereits zu einem Rรคtsel werden lassen.
  • Entscheiden Sie, wie viel Sie vom Motiv preisgeben wollen und wie einfach es fรผr die Betrachter sein soll, zu erkennen, was das Bild zeigt.
abstrakte Fotomotive - Palmblatt im Gegenlicht
abstrakte Fotomotive – Palmblatt im Gegenlicht, Sony DSC RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 30 mm KB, 1/320s, f/10, ISO 125

Fazit:

Sie werden feststellen, dass die abstrakte Fotografie Ihren fotografischen Blick schult, das Spezielle in einem Motiv zu erkennen. Immer mehr lohnende Motive werden vor Ihrem fotografischen Auge auftauchen und Sie werden auch fรผr ganz alltรคgliche Motivgruppen experimentierfreudiger.

Wenn Sie diese Motivgruppe nicht isoliert anpacken wollen, kรถnnen Sie sich angewรถhnen, nach jedem normalen Bild vom gleichen Motiv eine abstrakte Aufnahme zu machen.

Dieser Artikel ist Teil des รผber 600 Seiten starken Digitipps eBook.
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Digitipps eBook Artikel 2

Abstrakte Fotografie – die Suche nach Details

Regentropfen an Autotรผre
Regentropfen an Autotรผre, Nikon D5300, Sigma f/2.8-4 17-70 mm, 105 mm KB, 1/90s, f/11, ISO 400
Bokeh an Glitzerpapier mit Makroobjektiv
Glitzerpapier mit Makroobjektiv, Nikon D7000, Nikkor Micro f/3.5 85 mm, 127 mm KB, 1/250s, f/4, ISO 100
Palmblatt-Detail im botanischer Garten - abstrakte Fotografie
Palmblatt-Detail botanischer Garten, Nikon D5300, Nikkor Micro f/3.5 85 mm, 127 mm KB, 1/180s, f/8, ISO 320
Baustellen Container - abstrakte Fotografie
Baustellen Container – abstrakte Fotografie, Nikon D5300, Sigma f/2.8 70-200 mm, 120 mm KB, 1/1000s, f/4.8, ISO 100
Postfรคcher
Briefkastenfirma, Nikon D5300, Sigma f/2.8 70-200 mm, 180 mm KB, 1/250s, f/2.8, ISO 1000
Regenrinne monochrom - abstrakte Fotografie
Regenrinne, Sony DSC RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70mm, 56 mm KB, 1/500s, f/4, ISO 125

Tautropfen auf Parkbank monochrom
Tautropfen auf Parkbank, Nikon D5300, Sigma f/2.8-4 17-70 mm, 105 mm KB, 1/90s, f/5.6, ISO 100

ยป Regenwetter (Spiegelblick)

Spiegelung am Weiher - Bokeh-Effekt
Spiegelung am Weiher – Bokeh-Effekt, Nikon D5300, Nikkor f/1.8 50 mm, 75 mm KB, 1/180s, f/1.8, ISO 100
Treppengelรคnder monochrom
Treppengelรคnder, Sony DSC RX100iii, Zeiss f/1.8-2.8 24-70 mm, 42 mm KB, 1/100s, f/4, ISO 125
Backsteinmauer mit Regenrinne - Retrofotografie
Backsteinmauer – Ausschnitt aus RetroCamera-App Pinhole

ยป Retrofotografie mit der Kultcamera App fรผr Android

ยป Abstrakte Architekturfotos

ยป Mit der Kamera Bilder malen

DigiSpick – das praktische Handout – Abstrakte Fotografie

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